Zu Gast beim 397. Wartburg-Konzert
Kulturgenuss hoch über Eisenach
Die Wartburg bei Eisenach war schon immer ein Hort der schönen Künste. Die Legende vom Sängerkrieg, den Landgraf Hermann der I. um 1200 veranstalten ließ, ist untrennbar mit dieser schönsten Burg Thüringens verbunden. Romantische Malereien von Moritz von Schwind prägen das Bild der Innenräume im 800 Jahre alten romanischen Palas der Burg.
Seit den 50er Jahren gibt es die Wartburgkonzerte und bei der 397. Auflage waren auch wir erstmals zu Gast.
Irritation im Burgcafe
Mit der Konzertkarte kann man zusätzlich ohne Aufpreis an einer Burgführung teilnehmen, das haben wir uns wegen der Hitze für heute verkniffen. Bei unserem nächsten Besuch zum Weihnachtskonzert in der Adventszeit wollen wir das unbedingt nachholen.
Eine Spaß gab es vorweg: Gemeinsam mit der Karte kommt ein Flyer, der vor der Veranstaltung ins Burgcafe „Gadem“ locken sollte. Der Konzertteller mit kleinen Leckereien wird für coole 12.90 € angeboten. Da haben wir uns nicht lumpen lassen und gleich einen Tisch für 18.00 Uhr bestellt. Der Teller bestand aus kleinen aber schön angerichteten Leckereien von Antipasti über Lachs mit Merrettich bis hin zu einem kleinen Thüringer Kloß mit Sauerkraut.
Alles war toll, bis dann die Rechnung kam. Da stand statt der im Flyer angebotenen 12.90 € der stolze Preis von 19.90 pro Konzertteller auf der Rechnung. Schock! Das sind immerhin 14 € Unterschied. Als wir die Kellnerin freundlich auf die klitzekleine Differenz aufmerksam machten, war die Freude bei ihr zwar nicht riesig; aber die Rechnung wurde korrigiert. Wie sich herausstellte, war der 2019er Flyer nicht an die geänderten Preise im Café angepasst worden. Tja, diese Werbeagenturen.
Auf geht´s: Lasset die Töne klingen
Nun war es langsam an der Zeit, der Musik näher zu kommen. Die Konzerte finden im Festsaal der Wartburg statt. Das Gebäude in beeindruckernder romanischer Architektur wurde in der Mitte des 12. Jahrhundert errichtet und beeindruckt von außen mit seinen Rundbogenfenstern mit Säulen.
Innen wurde es im 19. Jahrhundert ganz im Sinne der Romantik hergerichtet. Der österreichische Maler Moritz von Schwind versetzt die Besucher der 800 Jahre alten Wartburg mit seinen mittellalterlich geprägten Wandmalereien in längst vergangene Zeiten. Bildnisse der Ludowinger, des sagenumwobenen Thüringer Landgrafgeschlechts, der Heiligen Elisabeth und vom Sängerkrieg auf der Wartburg stimmen die Besucher des Festsaales auf die gleich folgende Hochkultur ein.
Das heutige Konzert wurde vom Deutschlandfunk Kultur ausgerichtet und wurde für das Radio aufgezeichnet. Das Till-Ensemble, hochprofessionelle Musiker aus Deutschland und Europa, spielte Werke von Mozart, von der französischen Komponistin Louise Farrenc und zum Abschluss die Till-Eulenspiegel Suite von Richard Strauss.
Den Start machte die Ouvertüre der „Zauberflöte“ von Mozart. Die Musiker spielten das Werk als Bläserquintett mit Fagott, Klarinette, Querflöte, Horn und Oboe. Ich mag Mozart, der gute Wolfgang hat schöne und verspielte Stücke komponiert.
Im nun folgenden Stück von Louise Farrenc, welches ursprünglich als Prüfungsstück für Musikschüler gedacht war, konnten sich die Musiker entsprechend voll verausgaben. Als Verstärkung stieß ein ebenfalls hervorragender Pianist zum Bläserquintett. Er hatte sogar seinen eigenen Notenblatt-Umdreher dabei!
Das Till-Ensemble
- Sébastian Jacot – Flöte
- Cristina Gómez Godoy – Oboe
- Shirley Brill – Klarinette
- Jasen Atanasov – Fagott
- Zora Slokar – Horn
- Jonathan Aner – Klavier
Hören Sie hier einen Auszug aus dem Quintett Es-Dur für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott KV 452
von Wolfgang Amadeus Mozart, gespielt auf der Wartburg
In der Konzertpause konnten wir die Ruhe auf dem hinteren Burghof genießen und ein paar Bilder machen. Eigentlich kenne ich die Wartburg nur voller Menschen. Das war heute anders, passen doch nur circa 200 Gäste in den Festsaal. Das war die Gelegenheit, das metallene Wartburg-Modell vor dem Eingang zum Palas näher unter die Lupe zu nehmen. Auf einen Pausenrotwein habe ich als Fahrer verzichtet. Mit dem hellen Klang eines Handglöckchens wurde uns Gästen in den Hof herunter signalisiert, daß sich die Pause dem Ende zuneigt. Also wieder ab in Festsaal. Dieser inspirierte übrigens den Bayernkönig Ludwig II. So sehr, daß der Festsaal im Märchenschloss Neuschwanstein dem Wartburg-Festsaal sehr ähnlich sieht; das zeigt besonders die Decken Konstruktion und ihre Vertäfelung in dunklem Holz.
Höhepunkt der zweiten Konzerthälfte war die Tondichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ von Richard Strauss. Eigentlich für ein großes Orchester geschrieben, spielten die sechs Musiker des Till-Ensembles das Stück in einer für sechs Instrumente reduzierten Adaption. Das Publikum war begeistert und die Künstler kamen nicht ohne eine Zugabe von der Bühne des Wartburg-Konzertes. Diese Zugabe wurde übrigens nicht für das Radio aufgezeichnet; das war also das Sahnebonbon für die Besucher der Live-Veranstaltung.
Apropos Live. Natürlich ging das Konzert nicht ohne den unvermeidlichen Lapsus ab: Das verruchte Handyklingeln. Die Musiker setzten am Anfang der zweiten Halbzeit zum ersten Akkord an, da passierte es. Der Omi ein paar Plätze weiter rechts klingelte das Handy in der Tasche. Kopfschütteln, strafende Blicke und böses Knurren von Opi. Das volle Programm also. Die Musiker setzten ein zweites Mal zu spielen an und jetzt ging alles reibungslos.
Alles in allem ein schöner Abend auf der Wartburg. Sehr empfehlenswert, so ein Wartburg-Konzert.
In der Konzertpause bietet sich der Blick aus dem Palas in die erwachende Dämmerung.